Analytisch

Entstehung von analytischen Behandlungskonzepten

Die klassische Psychoanalyse geht auf Siegmund Freud zurück. Zahlreiche andere Psychoanalytiker/innen haben durch ihr Gedankengut psychoanalytische Behandlungskonzepte bis in die heutige Zeit geprägt. Dazu gehören u.a. Alfred Adler, Carl G. Jung, Melanie Klein, Erik H. Erikson.
Freud führte psychische Störungen auf unbewusste ungelöste Probleme in der frühen Kindheit zurück. Er ging davon aus, dass verdrängte innere Konflikte den Grundstein für körperliche und seelische Krankheiten bilden. Die Psychoanalyse in ihrer ursprünglichen Form zielte darauf ab, unverarbeitete innere Konflikte bewusst zu machen und zu bearbeiten. Dies trägt dazu bei, das innere Konfliktpotenzial zu verringern.

Kernthemen und Unterschiede

Im Gegensatz zu den Theorien Freuds war die Adler’sche Individualpsychologie von Beginn an auch eine Sozialpsychologie. Diese betrachtete den Menschen nicht isoliert, sondern in seinen gesellschaftlichen Beziehungen. Adler hatte diese Bezeichnung gewählt, um seine Psychologie abzugrenzen von Betrachtungsweisen, die eine Person in ihren Einzelaspekten betrachten.
Stattdessen ging es ihm darum, Menschen als Ganzes und im Gefüge ihrer Beziehungen zu sehen.

Gemeinsames Kernthema der psychoanalytischen Theorien ist, dass eine wesentliche Integrationsarbeit der Psyche im Aushandeln von Konflikten besteht. Dieses Modell beinhaltet, dass wir zwischen Wünschen, Sehnsüchten, den Anforderungen des Alltags und unseren sozialen Normen Entscheidungen treffen müssen. Von einem neurotischen Konflikt sprechen wir, wenn Teile des Konflikts unbewusst bleiben. Dabei handelt es sich in der Regel um Wünsche, die mit den eigenen Normen und Werten unverträglich zu sein scheinen.

Alfred Adler und die Individualpsychologie

https://www.spektrum.de/news/alfred-adler-und-die-individualpsychologie/1703692

Weiterentwicklung und aktuelle Tendenzen

Trotz der Verbreitung psychoanalytischen Gedankengutes ist wenig darüber bekannt, wie die Konzepte der klassischen Psychoanalyse inzwischen weiterentwickelt wurden. Man versteht unter Psychoanalyse meist die Behandlungsformen und die Theorien, die von Freud und seinen unmittelbaren Zeitgenossen entwickelt wurden. Seither befindet sich die Psychoanalyse in einem ständigen Fluss neuer Erkenntnisse. Die Behandlungstechniken sind durch Assimilation von Erkenntnissen vieler Nachbarwissenschaften erweitert worden, u.a. denen aus der Affekt- und der Bindungsforschung.
Neu in den theoretischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind auch Ansätze aus der Objektbeziehungstheorie. Diese besagt, dass Beziehungserfahrungen mit den ersten wichtigen Personen sich in Beziehungserwartungen umwandeln, die in die Persönlichkeitsstruktur verankert bleiben. Durch Verinnerlichung typischer Interaktionsmuster und deren nachträgliche Verstärkung durch Wiederholungen bilden sich unbewusste Schemata als emotionale und kognitive Organisationszentren. Das Modell einer Verinnerlichung insbesondere von negativen Beziehungserfahrungen erklärt gut, warum therapeutische Versuche, Erwartungen zu ändern, schwierig und langwierig sind. Insofern können negative Erwartungen Vermeidungsverhalten steuern.

Neu ist auch der Ansatz der Narzissmustheorien, welche die Bedeutung von Sicherheit und Selbstwertgefühl und deren Regulierung betonen. Im Zentrum dieser Theorien steht die Bedeutung von sicherer Selbstachtung und Wertschätzung der eigenen Person als wichtige Grundlagen für Beziehungsfähigkeit und Bewältigung von Lebensaufgaben. Menschen, die als Kinder sich der Zuneigung ihrer Bezugspersonen sicher sein konnten, gewinnen leichter Freunde, lernen motivierter und empfinden oft mehr Freude bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeiten.

Therapieziele nach C.G. Jung

„Schöpferisch mit dem eigenen Leben umzugehen, auf dem Weg zu sein.
Zum Thema des Schöpferischen gehören aber immer auch die Brachzeiten, manchmal auch die Trockenzeiten, das Aushalten von Lebenssituationen, in denen nichts zu werden scheint. Schöpferisch werden ist ein Therapieziel, ein anderes ist, sich mit sich selbst einverstanden zu erklären – als werdender Mensch – mit allen Ecken und Kanten, die uns doch letztlich ausmachen.“

V. Kast 1990

https://www.lptw.de/archiv/lindauertexte/lindauertexte-1991-kongressband-lindauerpsychotherapiewochen.pdf